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Solche – wie auch immer verschlüsselten – kritischen Momente sind am ehesten in den nationalen Repräsentanzen zu finden, und sei es in den Fotoarbeiten von Juliana Stein. Die brasilianische Künstlerin hat aufnahmen gemacht, derem schäbig-schöne Ästhetik im morbiden Ambiente des Arsenale kaum auffällt und die in ihrem stillebenartigen Aufbau erst nach und nach den Misstrauen weckt. Die Umgebung, in der Stein mit ihrer Kamera tätig war, könte weniger harmlos sein, als die ersten visuellen Reize vermuten lassen: abgenutzte rissige Seifenstücke, verschiedenfarbig, abgelegt in einem einfachen Waschbecken. Oder ein verkrüppelter Schriftzug – “espera” steth da, Gragment des portugiesischen Begriffs für Wartesaal (sala de espera), aber es könte auch ein Bruchstück des wortes “esperança” sein. Das heiSt hoffnung und dürfte dort, wo Steinihre fotografische Feldforschung betrieb, mit bitterer Brisanz behaftet sein: Die Bilder ihrer Serie “Caverna” eststanden in einem Gefängnis der Millionenstadt Curitiba. In dieser ob ihrer Fortschrittlichkeit gepriesenen Metropole lebt die Künstlerin, und dort fand sie zu ihrer aktuellen künstlerischen Methode. In einem Altenpflegeheim, in dem auch einige junge Leute und Menschen mittleren Alters untergebracht waren und das sie als den “unerträgluchsten Ort com allen” empfand, fertigte Juliana Stein ihre erste Fotoserie. Sie nannte sie “Éden”.]
“Resistance” als Vorahnung
Anzeichen von Kritik am ist-Zustand einer zwischen Ignoranz gegenüber Fehlentwicklungen und zunehmend anonumisierten Herrschaftsstrukturen schlingerneden Globalgesellschaft sind nicht nur im Lateinamerikanischen Pavillon zu entdecken, in dem Stein zusammen mit weiteren Künstlern wie Guillermo Srodek-Hart aus Argentinien, dem chilenischen Duo Christóbal León & Joaquin Cociña oder Simón Veja aus El Salvador ausstellt und wo unter dem Motto “El Atlas del Impresio” vier Künstler aus Europa, sprich: der Italiener Luca Vitone sowieder Deutschen Christian Jankowski, Harun Farocki unt Anthe Ehmann in die Gesamtschau mit einbezogen sind (auch hier. Betrieb man transnationale Kooperation).